Gerd Folkers über Reproduzierbarkeit und die Grenzen der Ethik



Donnerstag, 17. Oktober 2013

Autor

Monika Wehrli / Julian Renninger

Reproduzierbarkeit gibt es in vielen Bereichen der heutigen Gesellschaft. Es gibt beispielsweise die biologische, die technische und unter anderem auch die technische innerhalb der biologischen Reproduktion, welche Herr Professor Folkers am Beispiel des „Leihmutterkonfliktes“ veranschaulicht hat.

Wer ist die rechtliche Mutter eines Kindes, das von einer Leihmutter ausgetragen wurde? Gerichtlich wurde diese Frage geregelt, in der Schweiz gilt: Mutter ist diejenige, welche finanziell dafür aufkommt. Ethisch gesehen ist die Frage damit jedoch noch lange nicht geklärt.

Zudem werden die Begriffe Reproduktion und Replikation deutlich von einander unterschieden. Man stelle sich vor, in einem Museum wird ein umwerfend schönes Bild ausgestellt, welches man gerne selbst besitzen würde. Was macht man nun? Sich dieses Werk zu leisten steht für die meisten Menschen nicht im Rahmen des Möglichen. Im Museumsladen wird ebenfalls darauf verzichtet.

Der Grund dafür ist, dass eine Kopie eben nicht das Original ist, weder eine Replikation, wobei diese mit dem gleichen Material und Prozess angefertigt würde, noch eine Reproduktion, bei der das Produkt äusserlich mit dem Original identisch sein soll (zum Beispiel mit Hilfe eines 3D-Druckers…). Selbst das Argument, dass eine Reproduktion auch als Original anzuschauen ist, da der Hersteller eigene Arbeit und damit seine Identität in das Bild integriert hat, zieht hier nicht.

Es braucht also einen zusätzlichen Parameter, welcher diese Ursprungsidee (‚Original‘ von lateinisch ‚Ursprung‘) unterstützt und mit welchem die Ansicht von Original und Kopie auf der Definitionsebene klarer unterschieden werden kann. Dafür eignet sich die Zeit hervorragend, denn sie verunmöglicht zumindest aus wissenschaftlicher Sicht jegliche Reproduzierbarkeit. Zwei Systeme mit den gleichen Anfangsbedingungen zu starten, ist nicht möglich. Es gibt immer sowohl eine Zeitdifferenz, als auch eine Messungenauigkeit.

Als Gegenmittel für diese Barriere nehmen wir nun zwei Elemente aus der psychologischen und soziologischen Umgebung: die Relevanz und die Toleranz. Wir tolerieren Abweichungen vom Original, wenn sie als irrelevant vom diesem abweichen. Die Ausmasse von Relevanz und Toleranz sind in unterschiedlichen Bereichen auch verschieden wichtig. In der Chemie bilden Moleküle die Systemgrenze, in der Medizin der Gesundheitszustand und in der Gastronomie ist es das haptische und optische Erlebnis, welche definieren, wie sehr sich das eine vom anderen Produkt unterscheiden darf. In der wissenschaftlichen Forschung hat Reproduzierbarkeit bedeutenden Wert. Jedes Experiment muss unabhängig von Zeit und Ort zum gleichen Ergebnis führen.

Die Frage, welche sich nach all diesen Überlegungen zu den Grenzen und der Definition der Reproduzierbarkeit stellen ist, inwiefern diese zur Simulation übergeht und wie sehr die Reproduzierbarkeit eine Standardisierung mit sich bringt. Sollte dieser Begriff vielleicht in weitere Subeinheiten unterteilt werden, damit die Reproduzierbarkeit den verschiedenen Gebieten, in welche sie inzwischen mit dem Wandel der Gesellschaft eingreift entspricht?

Weiterhin bietet diese Ausgangslage viel Diskussionsstoff, wann eine Reproduktion ethisch vertretbar ist, wobei auf das Beispiel der Leihmütter verwiesen wird.

Mittwoch, 16. Oktober 201

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