Kein Idealismus ist auch keine Lösung



Samstag, 17. Oktober 2015

Autor

Jens Jäger

Organisation

ETH Zürich

Kein Idealismus ist auch keine Lösung

Öffentliche Debatten über idealistische Fundamente sind ja oftmals so ein zweischneidiges Schwert. Auch in der Sozioökonomie ist das nicht anders – mehr noch, gerade weil Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik vor allem von konkreten Reformen lebt, scheiden sich hier schnell mal die Geister: Mögen die einen die Stirn runzeln angesichts einer, so scheint es, undurchdringlichen Flut diffuser Worthülsen, sehen die anderen einen Grundsatzdiskurs, der bitter nötige Inspiration in eine ansonsten festgefahrene Politik aus schmerzhaft minimen Inkrementen injizieren soll.

In diesem Sinne waren die Reaktionen auf die Replik am frühen Donnerstagabend erwartungsgemäss zweifältig: Bemängelten die einen vermeintliche idealistische Abgehobenheit, lobten die anderen aufrührerischen Mut. An beiden Positionen ist etwas dran. Wohl ein jeder wird einsehen, dass keine gesellschaftliche Innovation je bloss auf dem Papier enden kann.

Da Reformen immer an einen gesellschaftlichen Status Quo anknüpfen müssen, ist pragmatisches Kalkül unverzichtbar: Dazu gehören trockene Analysen geschriebener Gesetze genauso wie das Abschätzen des breiten Gesellschaftssentiment und der zugehörigen ungeschriebenen Normen. Und da der Mensch über den Daumen gepeilt eben doch ein Gewohnheitstier ist, bringt dies nicht zuletzt auch eine (zu gewissem Grade) inkrementelle Natur der Reformen mit sich.

Zugegebenermassen, diese Einsichten sind wahrscheinlich kalter Kaffee. Wozu braucht es aber trotz alldem noch öffentliche Idealismus-Debatten? Auch hier liegt eine eigentlich triviale Wahrheit zugrunde: Selbst inkrementelle Änderungen müssen nun einmal langfristig in die richtige Richtung gehen. Während konkrete Reformen kurzfristige Ziele abstecken und politische Orientierungen (zumindest solche innerhalb des etablierten Spektrums) oftmals einen mittelfristigen Weg weisen, formen Grundsatzdiskussionen die nötige Aufmerksamkeit für ein Fernziel.

Um diesem zu dienen, müssen sowohl konkrete Reformen als auch politische Orientierung stets auf Konsistenz mit den Fundamenten geprüft werden. Oftmals geschieht dies intuitiv, aber für eine informierte Meinungsbildung gehört es nun einmal auch dazu, sich den Grundsätzen ab und an unverfroren in all ihrer Abstraktheit zu stellen.

Dass dies nicht immer leicht ist, haben auch die Reaktionen auf die Replik gezeigt. Mit der Bitte konfrontiert, einen kurzen Blick in die eigenen Grundsatz-Überzeugungen zu einem potentiellen future economic system zu gewähren, konnte so manch einer nicht anders, als in die so vertraut gewordene Komfort-Zone auszuweichen, aus der heraus es so leicht ist, lediglich die fehlende Konkretheit des zuvor Vorgetragenen zu kritisieren. Und indem die Replik genau dies zutage förderte, wurde sie letztendlich als Reflexion dann doch unerwartet konkret.

 

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