Kein europäisches Sozialmodell oder Sozialstaat ohne Arbeit? Zukunftsoptionen moderner Wohlfahrtsgesellschaften



Mittwoch, 16. Oktober 2013 | 8:30 Uhr

Referent

Bernd Marin

Organisation

European Centre for Social Welfare Policy and Research, Vienna

Reporting

Professor Bernd Marin, Executive Director European Centre for Social Welfare Policy and Research, Wien, sprach über die Frage, wie man moderne Wohlfahrtsgesellschaften nachhaltig mache. Die Wohlfahrtsgesellschaft sei eine grosse historische Errungenschaft des 20. Jahrhunderts und keineswegs per se überholt, aber – dringend überholungsbedürftig. Er meinte weiter: „Ihre Modernisierung erfordert eine Neudefinition der Philosophie, Schlüsselkonzepte, Finanzierungsbasis, Organisationsprinzipien, Sozialpolitiken und Programme. ReDesign sozialer Sicherheit bedeutet Neuerfindung von Ruhestand, Arbeit, Wohlstand, Gesundheit und Wohlfahrt.“
Das Kernproblem Europas seien die 127 Millionen out-of-work im besten Erwerbsalter: rund 100 Millionen Erwerbslose, zusätzlich zu den zuletzt fast 27 Millionen Arbeitslosen. Seit 1973 seien die drei grossen Wohlfahrtsversprechen Vollbeschäftigung, produktivitätsorientierte Einkommenszuwächse und sichere Pensionen bzw. soziale Sicherheit und Humandienstleistungen für Bildung, Gesundheit, Pflege und Soziales trotz höchster und teilweise weiter steigender Sozialausgaben ständig gebrochen, bzw. schrittweise widerrufen worden.
Spannend sei es auch, dass viele Menschen während ihrer Erwerbsfähigkeit 13 bis 18 Jahre nicht arbeiten würden. Sei dies wegen einem Studium, wegen Mutterschaft oder wegen Frühpensionierung. Bernd Marin stellte mit einem Augenzwinkern die Frage in den Raum, ob die Leute zukünftig von der Uni direkt in den Ruhestand gehen würden.

Bernd Marin

Nach Studien an der Universität Wien, am Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien sowie an der Universität Harvard war Marin zuerst Mitarbeiter und später stellvertretender wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Konfliktforschung in Wien (1975–84), von 1984 bis 1988 Professor for Comparative Political and Social Research am Europäischen Hochschulinstitut (European University Institute, EUI), der EU-Universität in Florenz, 1986/87 Dekan für Gesellschaftswissenschaften.

Seit 1988 ist er Executive Director des Europäischen Zentrums für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung.

Seit 1972 hielt er Vorlesungen an verschiedenen österreichischen Universitäten, sowie Gastvorlesungen an europäischen, amerikanischen und japanischen Universitäten, unter anderem an den Universitäten Harvard, M.I.T., Columbia, New York, Cornell University, Berkeley, Los Angeles, Budapest, Moskau, Roskilde, Barcelona, Amsterdam, Paris, Kent (Canterbury), Jerusalem und Sophia-Universität (Tokyo) und war Gastprofessor in Zürich, Warschau, Florenz und Innsbruck.

1993, Experte zum UN-Weltsozialgipfel 1995 und Regional Follow-up 1998, Rapporteur zur Regionalen Implementierungsstrategie (RIS) zum II. Weltaltenplan 2002 (MIPAA) sowie zu den Interministeriellen UN-Konferenzen zu Altersfragen.

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