Die Antworten auf die Fragen – die Fragen auf die Antworten



Montag, 20. Oktober 2014

Autor

Pia Schneider

Eine Woche ist es nun her, seit sich verschiedene Persönlichkeiten, vorwiegend aus der Wissenschaft, aber auch aus der Wirtschaft/Politik in Engelberg zusammengefunden haben, um das Thema Nahrungssicherheit aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, zu analysieren, zu diskutieren und darüber zu debattieren, Probleme aufzuzeigen und Lösungen zu skizzieren. Neben einer enormen Vielfalt an Aspekten, die das Thema Nahrungssicherheit bestimmen und in Zukunft einer genaueren Analyse unterzogen werden müssen, wurde vor allem folgendes klar:

– Nahrungssicherheit war und ist eine Zieldefinition, die wir weder heute noch im Jahre 2050 erreichen werden, die es jedoch bestmöglich anzustreben gilt. Bestmöglich kann in Bezug auf den Klimawandel auch heißen, dass heute bewohn- und fruchtbare Teile der Erde dies auch in 30 Jahren noch sind.

– In der Vergangenheit führte eine enorme Schere zwischen Industrieländern und Entwicklungs-/Schwellenländern zu einer durch Technisierung und Globalisierung Unmassen an Lebensmitteln und Konsumgütern produzierender Wirtschaft auf der einen Seite – zu einer schlecht /gar nicht ausgebauten Infrastruktur auf der anderen Seite, die eine ausreichende Produktion/einen ausgebauten Transport/Handel von Lebensmitteln verhindert auf der anderen Seite.

– Nahrungssicherheit ist eine Problematik, die zwar globale Zusammenarbeit erfordert, jedes Land aber auf eine andere Weise betrifft und demnach keine standardisierte, sondern länderspezifisch zugeschnittene Lösungen nötig macht.

– Der letzte Punkt impliziert automatisch, dass die Politik auf nationaler Ebene bzw. die Regierung eine tragende Rolle innehaben wird – auch in Bezug auf den Freihandel, der wahrscheinlich von vielen einflussreichen aber ressourcenschwachen Staaten begrüßt werden wird.

– Nahrungssicherheit ist eine extrem dringliche Problematik, die sich bisher wohl in der Wissenschaft, sicherlich aber nicht in der Politik genügend Gehör verschaffen konnte und wohl auch jetzt noch unterschätzt wird, da die Folgen, die eintreten, falls alles beim Alten bleibt, unschätzbar und riesig sein werden.

– Auch die Schweiz ist, obwohl vergleichsweise klein und unbedeutend, ein in komplexe Abhängigkeitsbeziehungen verstrickter Akteur, der zur Nahrungssicherheit beitragen kann bzw. momentan tendenziell das Gegenteil davon tut. Food Waste ist diesbezüglich eine der offensichtlichsten Folgen.

Die aufgezählten Punkte wirken zunächst einleuchtend und sinnvoll, werfen aber sogleich eine Fülle an Fragen auf:

– Wie konnte es überhaupt zu einer derart immensen Ökonomisierung kommen, die, so scheint es, viele der möglichen Lösungsansätze verhindern wird? Was haben wir in der Vergangenheit falsch gemacht und was lernen wir daraus?

– Wie sollen die verschiedensten Akteure, die in die Thematik involviert sind, mit ihren unterschiedlichen bis gegenläufigen Interessen und Ressourcen zu gemeinsamen Entscheidungen gelangen?

– Was tun mit dem ständig grösser werdenden Gap zwischen verschiedenen Staaten? Welches Interesse haben die finanziell/ressourcentechnisch besser gestellten Staaten, einen Teil an schwächere abzugeben?

– Wer finanziert die kommenden Umschwünge? Wer finanziert die deutlich gewordenen nötigen technischen Innovationen in der Landwirtschaft unterentwickelter Staaten? Welche Rolle spielt die selten zur Sprache gekommene, aber durchaus Potenzial in sich bergende Gentechnik im Bereich Nahrungssicherheit?

– Wie kann Staaten abgeholfen werden, deren Regierung korrupt und nicht handlungsfähig/- willig ist? Wie kann die Politik motiviert werden, Handlungsanweisungen der Wissenschaft umzusetzen, die sie teuer zu stehen kommt oder ihre Popularität bedroht?

– Wie lässt sich erklären, dass es haufenweise Lösungen und Ansätze gibt, das Problem zu lösen, davon aber bisher ein verschwindend kleiner Teil umgesetzt werden konnte? Alles eine Frage der Zeit?

Und zuletzt, aber nicht minder wichtig: Wie kann eine Academia Engelberg, die sich aus einer wissenschaftlichen Elite zusammensetzt, ihre Erkenntnisse an die Öffentlichkeit tragen? Mit anderen Worten, wie können wird dazu beitragen, dass diese Reflektionen Früchte tragen oder sich zumindest Gehör verschaffen können, und welche Wirkung sollten sie entfalten?

Pia Schneider

Pia Schneider, 20 Jahre alt, in Grüt (Gossau ZH) wohnhaft, im 5. Semester Studentin der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (Hauptfach), sowie Betriebswirtschaftslehre (Nebenfach) an der Universität Zürich. Seit April 2014 Mitglied der Schweizerischen Studienstiftung. (War bereits im vorigen Jahr, noch als Teilnehmerin, nicht Bloggerin, an der Academia Engelberg, ermöglicht durch Schweizer Jugend forscht).

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Die heutigen Tätigkeiten der Mönche erwuchsen weitgehend den Bedürfnissen des Ortes. Bildungsarbeit an der Stiftsschule, Seelsorge in der Pfarrei, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe, Kultur- und Landschaftspflege sind Bereiche, in denen sich die Mönche sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klosters engagieren.

Die Stiftung fördert die Erforschung der verbindenden humanen Grundlagen der Wissenschaften. Die Stiftung Academia Engelberg und die Stiftung Humanwissenschaftliche Grundlagenforschung haben für die Jahre 2023 bis 2024 eine Zusammenarbeit vereinbart.