Eine erste Zwischenbilanz
Donnerstag, 16. Oktober 2014
Donnerstag, 16. Oktober 2014
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Die bisherigen Referate – so informationsreich und spannend sie waren – präsentierten mehrheitlich Zahlen und Fakten zum Thema Nahrungssicherheit. Es waren Fakten zum Bevölkerungswachstum, zur Wasserversorgung, zum Klimawandel und Umweltkatastrophen, zu Dürren und Überschwemmungen, zum ansteigenden Wohlstand und Fleischkonsum, zur Herausforderung, den Industrie– wie auch den Schwellen- und Entwicklungsländern im Bereich Nahrungssicherheit gerecht zu werden. Der Fokus lag auf der Zukunft – das Jahr, an dem man sich festhält ist 2050, und man ist sich im Klaren, was bis dahin verbessert werden sollte, um den Problemen zu begegnen. Was ich persönlich vermisste, waren die Ursachen für die heutige – bereits sehr prekäre Lage in Bezug auf Nahrungssicherheit.
Auch kam bisher der Bezug zur Schweiz zu kurz – um meine eingangs gestellte Frage aufzugreifen, was wir als Schweizer Bürgerinnen und Bürger an unserem bisherigen Verhalten ändern müssen, um der angestrebten Nahrungssicherheit näherzukommen. Bernd Wilke, Senior Risk Engineer bei Swiss Re, präsentiert am öffentlichen Abend mögliche Szenarien, um den drohenden Folgen der oben genannten Erscheinungen Einhalt zu gebieten: Einerseits wäre hier das Szenario der technischen Landwirtschaft zu nennen: Dass die Landwirtschaft einen entscheidenden Faktor in der Nahrungssicherheit darstellt, wurde mehrmals hervorgehoben, ebenso dass, besonders in Schwellen/Entwicklungsländern, ein enormes Potenzial an landwirtschaftlicher Infrastruktur und Technologie vorhanden ist.
Dann wäre ein Szenario denkbar, in welchem der Freihandel zwischen Staaten intensiviert würde, so würden sich Staaten bspw. auf bestimmte Güter und Ressourcen spezialisieren, die es in bestimmten Abnehmerstaaten nicht oder nicht in ausreichendem Mass gibt. Intuitiv scheint klar, dass die Schweiz sich zumindest zu teilweise auf dieses Szenario fixieren würde, da sie als ressourcenarmes Land sowohl in Bezug auf Importe wie auf Exporte in einer enormen Abhängigkeit zu anderen Staaten steht. Als drittes Szenario nennt Wilke die „jedes Land für sich“-Strategie- Selbstversorgung bzw. Abschottung – was für viele Staaten nicht möglich ist, wurde von einzelnen in der Vergangenheit, mit teils verheerenden Folgen auf abhängige Staaten, immer wieder angewandt. Das letzte Szenario beinhaltet eine Antithese zum ersten; die Ökorevolution. Reduktion von Foodwaste, biologischer Anbau, Fairtrade, Konsum von lokalen, saisonalen Produkten und Erhaltung der Biodiversität gehören in dieses Kapitel.
Auch wenn die Ökorevolution schon länger in aller Munde ist, hat sie bisher ihre Mühe, sich neben der bestehenden, kurzfristig funktionierenden und vor allem günstigeren Konsumgesellschaft zu behaupten. Obwohl Nahrungsmittel in der Schweiz absolut gesehen teuer sind, wendet der durchschnittliche Schweizer Haushalt gerade mal nur noch 6,8% seiner Ausgaben für Nahrungsmittel aus – und im internationalen Vergleich gehört die Schweiz zu den Top 5 Ländern, die, gemessen an ihrem Einkommen, am wenigsten Nahrungsmittelausgaben aufweisen. Bei einer Anhebung der Preise wäre, anders als in Entwicklungsländern, wo dieser Anteil oft 50% und mehr beträgt, also noch keine existenzgefährdende Einschränkung in Sicht.
Das Paradoxe ist, dass der durchschnittliche Schweizer Konsument den Nahrungsmitteln einen derart niedrigen Stellenwert einräumt, während er ohne weiteres ein noch funktionstüchtiges iPhone 5 aus seinem Leben verbannt, um Platz für das nachfolgende Modell zu schaffen und dafür einen Preis zahlt, der den Produktions-/Materialwert bei weitem übersteigt. Dasselbe gilt bspw. für Mode, Prestigeobjekte, Ferien. Weshalb leisten wir uns in Bezug auf Nahrung diesen Luxus nicht und nehmen einen minimalen Aufpreis in Kauf?
Anscheinend stecken wir nach wie vor stark in der Denklogik des homo oeconomicus fest und sehen uns hohen Opportunitätskosten gegenübergestellt. Ein möglicher Input, um dies zu verändern, kam von Andreas Graber, Mitbegründer der Urban Farmers: Die Einstellung zu Nahrungsmitteln muss ver- ändert werden, Lebensmittel zur Quelle für Sozialisierung von Individuen und die Wahl der Lebensmittel zu einer politischen Message werden. Dies kann unter anderem durch die Transparenz des Ressourcenverbrauchs der einzelnen Produkte geschehen.
Pia Schneider, 20 Jahre alt, in Grüt (Gossau ZH) wohnhaft, im 5. Semester Studentin der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (Hauptfach), sowie Betriebswirtschaftslehre (Nebenfach) an der Universität Zürich. Seit April 2014 Mitglied der Schweizerischen Studienstiftung. (War bereits im vorigen Jahr, noch als Teilnehmerin, nicht Bloggerin, an der Academia Engelberg, ermöglicht durch Schweizer Jugend forscht).
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