Liebe Leser, Liebe Leserinnen,



Dienstag, 15. Oktober 2013

Autor

Monika Wehrli

Organisation

Studentin Lebensmittelwissenschaften ETH Zürich

Willkommen zum Blog des 12. Wissenschaftsdialog der Stiftung Academia Engelberg. Die nächsten drei Tage werden wir euch mit den Highlights des diesjährigen Wissenschaftsdialoges zum Thema „The future of the Welfare State“ versorgen.

Strittige Punkte, innovative Ideen und lustige Anekdoten gemischt mit unseren ganz persönlichen Eindrücken und Gedanken.
Wir wünschen gutes Lesen und beste Grüsse aus einem sonnigen Engelberg mit dem ersten Schnee auf den Bergen.

Hans Werner Sinn, ein Ökonom in Deutschland, sagte wohl mal: Der Sozialstaat überlebt die Globalisierung nicht. Und so sitzen wir in diesem wunderschönen Raum (Barocksaal) im Kloster Engelberg und diskutieren die Zukunft des Sozialstaates.

Zu Beginn stellt sich sogleich die Frage, was gemeinhin unter Sozialstaat zu verstehen ist. Sozialstaaten sind nicht gleich Sozialstaaten – man spricht von der Fülle – und so versuchen die ersten Referenten den Sozialstaat von verschiedenen Seiten zu fassen und greifbar zu machen. Sie schaffen das sicher auch, und doch: Zurück bleibt nicht ein Eindruck von dem Sozialstaat, sondern vielmehr verschiedene Lichter auf das Phänomen Sozialstaat:

In diesem Sinne folgen drei individuelle Schlaglichter von uns Bloggern auf das bisherige Tagesgeschehen:

1. Gerechtigkeit und Solidarität: Gerechtigkeit und Solidarität werden oft in einem Atemzug genannt. Gerecht weil solidarisch, solidarisch weil gerecht. Solidarität zeigt man gegenüber einer Gruppe und ist nicht universell – im Gegensatz zur Gerechtigkeit, die einen absoluten Anspruch hat. Wo ist hier der Sozialstaat einzuordnen? Einen absoluten Anspruch hat er nicht, aber wem gegenüber ist er dann sozial? Welcher Gruppe gegenüber zeigt er sich solidarisch?

Als praktischer Vergleich:

  •  In der Schweiz herrscht die Kopfpauschale im Gesundheitswesen, tendenziell gut für junge gesunde Menschen.
  •  In Deutschland besteht die Sozialversicherung, man begünstigt in erster Linie Familien.
  •  In England schliesslich zahlt der Staat alles und alle kommen in die Gunst der gleich guten (oder schlechten?) medizinischen Versorgung – die Ärmeren freut’s, die Reicheren könnten sich auch private Versorgung leisten.

Nun, welches Modell hätten’s denn gerne?

2. Der Sozialstaat ermöglicht, dass die Mitglieder einer Gesellschaft zu einem gewissen Teil am Fortschritt und Gesamtwohlstand teilhaben. In dieser Hinsicht kommt dem Sozialstaat die wesentliche Aufgabe zu, in einem dynamischen Umfeld für den Zusammenhalt (Kohäsion) der Gesellschaft zu sorgen. Nehmen Unterschiede innerhalb eines Kollektivs zu grosse Dimensionen an, so leidet zwangsläufig das Gemeingefühl. Es genügt dabei meines Erachtens auch nicht, bestehende Verteilung bloss mit deren wirtschaftlichen Effizienz zu rechtfertigen.

Wie verschiedene Referate des Auftakttages deutlich gemacht haben, gibt es nicht die eine Auffassung davon, was einen Sozialstaat ausmacht, respektive was alles in seinen Kompetenzbereich fällt. Es sind jedoch unterliegende Gemeinsamkeiten zu erkennen, die in Richtung zuvor erwähnter sozialer Kohäsion zielen.

3. Es gibt die zwei Ausgangspunkte von welchen man eine menschliche Gesellschaft definieren kann. Von Natur aus gesehen geht man von Ungleichheit aus. Die menschliche Gesellschaft der Neuzeit hingegen geht von der Gleichheit aus. Vor allem im Gesetz sind alle Menschen als gleichgestellt anzusehen. Es gibt dennoch Unterscheidungen verschiedener Klassen der Bevölkerung. Dies ist keineswegs eine neue Ansichtsweise. Selbst nach Aristoteles wurde die Bevölkerung graduiert. Menschen, welche sich durch gute Ausführung einer gewissen Tätigkeit auszeichneten, besassen entsprechend grössere Würde und damit mehr Rechte. Im Gegenzug gab es Sklaven, Minderjährige und Frauen, welche keine bürgerlichen Rechte besassen. Gemäss Aristoteles war eine natürliche Ungleichheit in der  Bevölkerung selbstverständlich. Auch heute gibt es diese Unterschiede noch, nicht von Sklaven zu Menschen (auf jeden Fall nicht in der industrialisierten Welt)  Hierbei fiel eher das Stichwort  „Gender Gap“. Auch in unserer modernisierten Arbeitswelt scheint die Ungleichheit von Frauen und Männern ein immer wiederkehrendes Thema zu sein. So stellt sich die Frage erneut: für wen ist der Sozialstaat?

Haben nun, ach!
Schweiz, Deutschland,
und leider auch Amerika,
Sozialsysteme aus aller Welt.
Durchaus studiert,
mit heissem Bemühn.
Da stehn wir nun wir armen Tore!
Und sind so klug als wie zu zuvor;

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Die heutigen Tätigkeiten der Mönche erwuchsen weitgehend den Bedürfnissen des Ortes. Bildungsarbeit an der Stiftsschule, Seelsorge in der Pfarrei, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe, Kultur- und Landschaftspflege sind Bereiche, in denen sich die Mönche sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klosters engagieren.

Die Stiftung fördert die Erforschung der verbindenden humanen Grundlagen der Wissenschaften. Die Stiftung Academia Engelberg und die Stiftung Humanwissenschaftliche Grundlagenforschung haben für die Jahre 2023 bis 2024 eine Zusammenarbeit vereinbart.