Die Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts



Donnerstag, 17. Oktober 2013 | 8:30 Uhr

Referent

Heiner Flassbeck

Organisation

UNCTAD, Genf

Reporting

Professor Heiner Flassbeck von der UNCTAD, Genf, machte die Besucher darauf aufmerksam, dass die Welt, und nicht nur die wirtschaftliche, vor gewaltigen Herausforderungen stehe. Krisen erschüttern das System. Nicht nur die Finanzkrise, die Eurokrise und die Krise hoher Arbeitslosigkeit und zunehmender Ungleichheit, sondern auch ein drohender Handelskrieg innerhalb und ausserhalb Europas schaffe neue Unsicherheiten. Aus all dem entstehe eine Schuldenkrise der Staaten und eine Vertrauenskrise, die viele Menschen ob der Aussichten für das Wohlergehen ihrer Kinder schaudern liesse.
Marktwirtschaft könne, ebenso wie ein Fussballspiel, ohne strikte Regeln und ohne durchgreifende Schiedsrichter nicht bestehen. Es müsse nicht nur jedes Spiel auf jedem Markt vom Staat geleitet werden, der Staat müsse auch und in jeder Hinsicht konsequent darüber entscheiden, ob überhaupt ein Markt vorliege, ob die Bedingungen für einen Markt gegeben seien, und ob der Markt eine vernünftige Lösung erwarten lasse. Darüber hinaus müsse der Staat zwingend und permanent das gesamte System makroökonomisch steuern.
So ergebe sich insgesamt ein System, in dem der Markt vielleicht nur noch die Minderheit sei. Aber das schade nicht. Es gehe eben nicht darum, ob wir für den Markt oder für den Staat seien, es gehe alleine darum, ob wir für ein bestimmtes Problem eine vernünftige Lösung finden oder nicht. Und er meinte weiter: „Wir müssen uns trotz Globalisierung und Wirtschaftskrise den Sozialstaat leisten, sonst kann die Globalisierung nicht mehr funktionieren“. Schauen Sie sich das ganze Referat hier an.

Heiner Flassbeck

Heiner Flassbeck studierte von 1971 bis 1976 Volkswirtschaftslehre an der Universität des Saarlandes. Danach arbeitete er bis 1980 im Assistentenstab des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Er promovierte 1987 zum Dr. rer. pol. an der Freien Universität Berlin mit dem Thema: Preise, Zins und Wechselkurs.

Zur Theorie der offenen Volkswirtschaft bei flexiblen Wechselkursen.Nachdem er seit 1980 im Bundeswirtschaftsministerium in Bonn tätig gewesen war, wechselte er im Jahre 1986 zum Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, wo er an Arbeitsmarkt- und Konjunkturanalysen und über wirtschaftspolitische Konzepte arbeitete. 1990 übernahm er beim DIW die Leitung der Abteilung Konjunktur.

Nach dem Regierungswechsel im Oktober 1998 wurde er zum Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen berufen. Er beriet den damaligen Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine bei dessen Vorhaben, gemeinsam mit dem französischen Finanzminister Dominique Strauss-Kahn eine keynesianische Finanz- und Währungspolitik auf europäischer Ebene zu etablieren sowie das Weltwährungssystem zu reformieren. Nach dem Ausscheiden Oskar Lafontaines im März 1999 als Bundesfinanzminister endete im April 1999 auch Flassbecks Tätigkeit als Staatssekretär.

Anschließend war er als freier Wirtschaftsforscher und Publizist tätig. Von November 2000 bis Dezember 2002 arbeitete er als Senior Ökonom bei der UNO-Organisation für Welthandel und Entwicklung UNCTAD. Seit Januar 2003 ist er Chef-Volkswirt (Chief of Macroeconomics and Development) der UNCTAD und seit August 2003 Leiter der Abteilung für Globalisierung und Entwicklung (Director of Division on Globalization and Development Strategies).

Die Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik ernannte Flassbeck im März 2005 zum Honorarprofessor.

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