Sozioökonomische Probleme



Mittwoch, 10. Oktober 2007 | 14:30 Uhr

Referent

Bernard Barraqué

Organisation

CNRS, Paris

Reporting

Der Referent stellt klar, dass die Versorgung mit Wasser für entwickelte Länder und Entwicklungsländer verschieden zu betrachten ist. Simplifizierender Mediahype dient der Sache nicht. Wasser ist noch kaum Handelsgut, weil noch kein nennenswerter Markt besteht. In Situationen grosser Not erwerben Zahlungskräftige Wasser zu exorbitanten Bedingungen, aber: There is no market, because there is no broker! Kriege (nur) um Wasser sind, etwa im Nahen Osten, unwahrscheinlich, weil die verschiedenen Länder mit internen Problemen absorbiert sind. Alle Menschen haben Zugang zu Wasser, fragt sich von welcher Qualität. Wasser ist ein ökonomisches Gut, aber welcher Art? Es ist zwischen Wasser als Ressource und damit verbundenen Leistungen zu unterscheiden. Volle Wasserkosten umfassen wirtschaftliche, umweltbezogene, finanzmarktliche, operative und Unterhaltskosten. Versorgung mit Wasser funktioniert nur in einem organisierten System: zuerst muss die (kostspielige) Infrastruktur bereitgestellt und instandgehalten werden, was für private Anbieter (und Konsumenten) nicht interessant ist. Wasser ist eine erneuerbare Ressource, nicht ein Mineralstoff. Wird wenig Wasser gebraucht, so steigt allenfalls der Preis. Dienstleistungen mit Wasser können ein öffentliches Gut sein, wenn die Behörden den Unterhalt garantieren. Trinkwasser ist wohl zwischen öffentlichem Gut und organisiertem System zu sehen. In Europa gibt es verschiedene Modelle von öffentlichen und privaten Partnerschaften, so erbringen oft private Firmen die Versorgung im Auftrag von Kommunen im Subsidiaritätsprinzip. Eine volle Privatisierung erscheint nicht nachhaltig. Der Staat muss die Aufsichtsfunktion weiterhin wahrnehmen, aber Verhandlungen und Vereinbarungen zwischen Anbietern und Verbrauchern haben ihren Platz. Spanien ist ein negatives Beispiel, wie billiges Wasser vergeudet wird. Entsalzung mag kostspielig und energieintensiv sein, eignet sich aber durchaus für gewisse Kontexte. Massnahmen für Angebots- und Nachfragemanagement sind nötig: Flexibilisierung, Recycling, Verbrauchsreduktion, Zuteilung, Landgebrauchsverordnungen, technologische Neuerungen, Kostenweitergabe etc..

Bernard Barraqué

Bernard Barraqué ist seit 1996 Forschungsdirektor des CNRS (Centre Nationale de Recherche Scientifique) bei LATTS (Laboratoire Techniques Territoires et Sociétés).

Er studierte Bergbau (Ingenieur Civil des Mines) und erhielt 1973 den. Master in Städteplanung an der Harvard University und doktorierte 1983.

1974-1977 war er Leiter von Umweltstudien für Städteplanung in einem Ingenieurbüro und von 1978 – 1980 Forschungsingenieur. Bis 1988 war er dann Forschungsdirektor und Teilzeit Lehrer bei der Forschungsgesellschaft für Technik und Experimentation.. Seit 1988 ist er Forscher beim CNRS/LATTS.

Er ist in vielen nationalen (u. a. Agence de l’eau RMC) und internationalen Gremien (u.a. UNESCO Programm für Hydrologie, Komitee Water Policy) engagiert.

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