Herausforderung Klimawandel
Dienstag, 1. Januar 2008
Dienstag, 1. Januar 2008
Experten sind überzeugt, dass die Klimaveränderungen in verschiedenen Bereichen gravierende Auswirkungen auf den Schweizer Wasserhaushalt und die Wasserwirtschaft haben werden.
Die Tagung vom 29. August 2008 der Academia Engelberg in Grafenort/OW thematisierte die Auswirkungen des Klimawandels und die erforderlichen Massnahmen für die Wasserwirtschaft, die Land- und Forstwirtschaft und für den Tourismus.
Experten wie Prof. Wolfgang Kinzelbach, ETH Zürich, Bruno Schädler, BAFU Bern, Dr. Walter Hauenstein, Schweiz. Wasserwirtschaftsverband, Ulrich Bundi, EAWAG, Franz Steinegger, Schweizer Tourismus-Verband und weitere zeigten den dringenden Handlungsbedarf auf.
Die Tagung ist eine Folgeveranstaltung des 7th Dialogue on Science der Stiftung Academia Engelberg zum Thema Wasser.
Die Herausforderung aus europäischer Sicht beleuchtete Professor Thomas Stocker von der Universität Bern und Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe Wissenschaft des Weltklimarates (IPCC).
„Der Klimawandel betrifft nicht nur die Temperatur, aber mit der Temperatur ändert sich jede Grösse in unserem Klimasystem.“
Er ist überzeugt, dass die Änderungen beim Wasser wichtiger sind und viel grössere Auswirkungen haben. Zudem wird die Anpassung zunehmend teurer und schwieriger. Als Beispiel nannte er den Umstand, dass 2008 erstmals sowohl die Nordwest- wie die Nordostpassage in der Antarktis eisfrei und schiffbar sind.
Er forderte eine schnellere und konsequentere Umsetzung von Massnahmen. „Was nach Korsett und Einschränkung tönt, bietet grosses Potenzial für wirtschaftliche Entwicklungen und Innovationen, beispielsweise im Bau- und Energiesektor.“
Klimawandel heisst Veränderung: Die Zahlen dazu nannte Professor Wolfgang Kinzelbach von der ETH Zürich.
„Die Temperaturerhöhung in der Schweiz liegt bis 2050 bei prognostizierten zwei Grad. Es ist mit mehr Winterniederschlag (+10%) und weniger Sommerniederschlag (-15%) zu rechnen. Durch die Erwärmung wird es weniger Schnee geben.“
Die positiven Folgen dieser Veränderung sieht Professor Kinzelbach darin, dass der Heizenergiebedarf abnimmt, die Pflanzenproduktion erhöht werden kann und der Freizeitbereich im Sommer davon profitieren wird.
In der Expertenrunde war man sich einig, dass für die Schweiz mit ihrer verschiedenartigen Topographie keine pauschalen Aussagen gemacht werden können.
Dr. Bruno Schädler vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) zeigte sich überzeugt, dass die Auswirkungen der Hochwasser im Alpenraum unterschiedlich zum Mittelland seien.
Eine weitere Problematik in der komplexen Topographie zeigte Dr. Walter Hauenstein vom Schweizerischen Wasserwirtschaftsverband auf.
„Ein verstärkter Einbezug der Wasserkraft für den Klimaschutz wäre wünschbar, stösst jedoch an Grenzen bezüglich Ausbaupotential und wird behindert durch ökologischen Interessenkonflikt.“
Die Schweiz als Wasserschloss Europas ist mit einem Paradigmenwechsel im Umweltbereich konfrontiert, prognostizierte Ulrich Bundi, ehemaliger Direktor EAWAG, Dübendorf.
„Früher ging es darum die Ressource Wasser zu schützen. Heute steht die Nachhaltigkeit im Vordergrund (ökologisch, wirtschaftlich, sozial). Mit der Siedlungsentwicklung, der steigenden wirtschaftlichen Nutzung, der ideelle Nutzung und dem Klimawandel steigt der Druck auf die Wasserwirtschaft noch stärker an.“
„Wir haben einen Mangel an sektorübergreifenden Ansätzen und es muss die Frage gestellt werden ob das System effizient ist“.
Als Vision für die Wasserwirtschaft im Jahr 2030 empfiehlt er die Sicherstellung der Wassernutzung für alle, den Schutz vor Hochwassergefahren, die Erhaltung der ökologischen Funktionen der Gewässer und damit auch deren Erholungsfunktion.
Dr. Kurt W. Rüegg, ewl Luzern, ist überzeugt, dass die Schweizer Wasserversorgung trotz Klimaveränderung erfüllen können.
„Es braucht lokale Anpassungsstrategien und die Wasserversorgung muss systematisch auf mehrere Bezugsquellen gestellt und vernetzt werden.
„Wichtig ist uns, dass im Nutzungskonflikt das Trinkwasser Priorität geniesst. In der Landwirtschaft stehen Anpassungen bei den Produkten und der Bewässerungstechnik im Vordergrund.“
Über die Folgen des Klimawandels und Möglichkeiten der Landwirtschaft sprach Professor Peter Rieder von der ETH Zürich.
Die Gewinner der Klimaänderung sind in der nördlichen Hemisphäre, in der südlichen Hemisphäre die Verlierer.
Für die Schweiz bedeutet dies längere Wachstumsperioden in höheren Lagen und zum Teil weniger Krankheitsgefährdungen.
Dafür werden die Starkniederschläge zunehmen, die Erosionsgefahr ist grösser und die Landwirtschaft sieht sich mit neuen Schädlingen konfrontiert.
„Im Tourismus sind die Auswirkungen des Klimawandels zum Beispiel bei den Rückgängen der Gletscher am sichtbarsten. Aber auch die steigenden Energiekosten, zum Beispiel bei den Flügen und bei den Seilbahnen werden in Zukunft eine massgebliche Rolle spielen“ erläuterte Franz Steinegger, Präsident des Tourismusverband Schweiz.
„Die Schweiz ist beim Thema Schneesicherheit durch den Temperaturenanstieg aber noch gut gestellt. Unsere Skigebiete liegen im Gegensatz zu Österreich und Deutschland relativ hoch.“
Er warnte davor, die Auswirkungen der Klimaänderung zu bagatellisieren meinte aber auch, „Man darf auch nicht jeden Monat den Weltuntergang ausrufen“.
Einen „positiven“ Effekt des Klimawandels zeigte Peter Lienert, Kantonsoberförster des Kantons Obwalden auf.
„Durch die Stürme Lothar und Vivian sind für die waldwirtschaftliche Struktur Vorteile entstanden. Die Verjüngung und Innovationen in der Forstwirtschaft wären ohne diese Stürme nicht zu Stande gekommen.“
„Es ist zwar viel Kapital verloren gegangen, aber heute stehen wir besser da. Wichtig ist es nun, die Waldbauziele dem Klimawandel anzupassen, damit der Wald als wichtiger CO2-Lieferant seine Schutzfunktion vor Lawinen und Steinschlag nicht verliert.“
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