Was Unternehmer von Bruder Klaus lernen können
Dienstag, 30. Mai 2017
Dienstag, 30. Mai 2017
Niklaus von Flüe ist gemeinhin bekannt als Mystiker, Einsiedler und Friedensstifter. Die Veranstaltung der Academia Engelberg an der Universität Luzern widmete sich der unternehmerischen Seite von Bruder Klaus. Die Voten von Wirtschaftsexperten und Politikern zeigten: Bruder Klaus verkörperte mit seinen Werten viele unternehmerische Eigenschaften, die auch heute noch gültig sind.
„Als Bauer und damit als Unternehmer des bäuerlichen Heimwesens war Niklaus von Flüe innovativ, progressiv und prosperierend. Er war bereit, neue Wege zu beschreiten“.
Dr. Roland Grübli – Präsident des wissenschaftlichen Beirats des Trägervereins „600 Jahre Niklaus von Flüe“ und Herausgeber des Standardwerks „Die Sehnsucht nach dem einig Wesen“ – ging in seinem Inputreferat auf das Schaffen und Wesen von Niklaus von Flüe als bäuerlicher Unternehmer und sozialer Arbeitgeber ein.
Dank seiner unternehmerischen Weitsicht und dem fordernden, aber gerechten Führungsstil erwirtschaftete sich Bruder Klaus ein beachtliches Kapital. Doch wie lassen sich damalige Spannungsfelder in der heutigen Zeit einordnen?
Dieser Frage ging Dr. Iwan Rickenbacher mit den Podiumsteilnehmern vor rund 70 Besuchern in der Universität Luzern nach.
Kleine Gesten entscheiden
Auf den Führungsstil angesprochen, betonte Hans-Rudolf Schurter, Verwaltungsratspräsident der Schurter Holding AG, die Gleichbehandlung der Mitarbeitenden als Voraussetzung. „Ob nun grundsätzlich offene Türen in den Büros oder die Begrüssung der Mitarbeitenden mit Namen, die kleinen Gesten sind entscheidend.“
Dem pflichtete Stefan Studer, Geschäftsleitungsmitglied der Luzerner Kantonalbank, mit Bezug auf die Unternehmenskultur bei: „Natürlich gibt es eine Kultur auf Papier in Form von Leitbildern. Wichtig ist aber, dass diese gelebt wird.“ Die Luzerner Kantonalbank habe mit ihren vielen langjährigen und loyalen Mitarbeitenden eine hervorragende Basis dafür.
„Wir lernen nicht, wie wir mit Konflikten umzugehen haben“
Eine gefestigte Unternehmenskultur ist gerade in Konfliktsituationen wichtig. Hierbei äusserte sich Corinne Fischer, Verwaltungsratspräsidentin der Bataillard AG, kritisch zur Managementausbildung: „Wir lernen nicht, wie wir mit Konflikten umzugehen haben. Anstatt aufeinander zu hören, folgen auf Argumente oft Gegenargumente. Oft geht es darum, sein Gegenüber mit Argumenten zu besiegen.“ Im Mediationsprozess herrsche eine grosse Lücke, ist sie überzeugt.
Über das Spannungsfeld zwischen der Patientenbetreuungund dem unternehmerischem Erfolgsagte Dr. Hans Nufer, med. Direktor bei der Hirslanden Klinik St. Anna in Luzern: „Die Betreuung des Patienten steht an erster Stelle. Erst dann kommt das dazugehörige Management.“ Natürlich müsse die Rechnung zum Schluss aufgehen. Das sei aber nicht eine Frage von entweder oder. „Patientenbetreuung und Geldfluss gehen Hand in Hand.“
„Loslassen“ ist wichtig
Zu einem Unternehmer gehört irgendwann auch das „Loslassen“ der Firma. Hier waren sich alle Anwesenden einig: Wie bei Bruder Klaus, der den Hof an seinen ältesten Sohn weitergab und sich sowohl inhaltlich wie auch räumlich distanzierte, sei Vertrauen der entscheidende Faktor. „Mein Vater liess mich machen“, berichtete Hans-Rudolf Schurter über seine eigene Erfahrung.
Diesen Vertrauensfaktor machte der als Zuhörer anwesende Obwaldner Regierungsrat und Landwirtschaftsdirektor Niklaus Bleiker für Innovationen in der Landwirtschaft mitverantwortlich: „Wenn ein junger Bauer nachkommt, gibt es oft betriebliche Veränderungen, die dem Fortschritt dienen.“
Gelegenheit zu weiteren Diskussionen über die Werte von Bruder Klaus als Unternehmer hatten die Teilnehmenden im anschliessenden Apéro.
Info: 2017 feiern wir das 600. Geburtsjahr von Niklaus von Flüe, auch Bruder Klaus genannt. Mit zwei Veranstaltungen leistet die Academia Engelberg einen Beitrag an dieses historische Ereignis.
Das erste Podium fand bereits im November 2016 statt.
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