Vortrag zur „Abschaffung der Medizin“
Dienstag, 28. August 2018 | 11:30 Uhr
Dienstag, 28. August 2018 | 11:30 Uhr
Referent
Organisation
Zu Beginn des Referates stand das Zitat von Silicon Valley Venture Capital Investor Vinod Khosla: “Data science and software will do more for medicine than all of the biological sciences together.”
Dass Prof. Dr. Gerd Folkers nicht damit einverstanden ist, zeigte sich im Verlaufe seiner Präsentation deutlich. In seinem Vortrag zeichnete er den Weg der Medizin seit dem 16. Jahrhundert bis heute nach. Wie die spirituelle Betrachtung der Medizin, wie sie etwa Hildegard von Bingen anbot nach und nach durch die Rationalität und die evidenzbasierte Betrachtung wie von Theobald Smith (1859-1934) beschrieben, abgelöst wurde.
Im Verlaufe des 20. Jahrhundert entwickelte sich die partizipative Entscheidungsfindung, in der Arzt und Patient gemeinsam einen angemessenen medizinischen Behandlungsweg definieren. Denn man dürfe in der medizinischen Betrachtung die Wesensentfremdung in der Sprache nicht vergessen. Krank sein und sich krank fühlen, seien zwei verschiedene Dinge.
Heute seien jedoch viele davon überzeugt, dass die künstliche Intelligenz bessere medizinische Grundlagen liefere als eine ärztliche Diagnose. Allerdings fehle hier die Filterfunktion der langjährigen Erfahrung.
Er wünsche sich eine kritische Diskussion zu drängenden Fragen wie „Wie intelligent ist die künstliche Intelligenz?“ „Wann braucht es einen Arzt und wann genügt die Analyse der Maschine basierend auf Erkenntnissen aus Big Data?“ und „Wer setzt die Parameter für Big Data zu jeder Krankheit fest?“.
Zum Schluss plädierte Prof. Dr. Gerd Folkers für einen Fokuswechsel: Eine Medizin die auf der Philosophie der Sorge (lat. cura) für das Individuum basiere und sich der Evidenz bedient, nicht umgekehrt.
Das Referat bot viel Diskussionsstoff beim anschliessenden exquisiten Stehlunch des Teams in der herrlichen Parkanlage mit See- und Bergsicht der St. Charles Hall in Meggen.
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