Braucht es den Sozialstaat überhaupt?



Dienstag, 15. Oktober 2013 | 16:00 Uhr

Referent

Franz-Xaver Kaufmann

Organisation

Universität Bielefeld

Reporting

Franz-Xaver Kaufmann, em. Prof., Universität Bielefeld, stellte den Nutzen des Sozialstaates, aber auch die Einwände von Kritikern ins Zentrum seines Referats.
Der Sozial- oder Wohlfahrtsstaat sei nicht nur die Summe der öffentlichen Einrichtungen, die dem rechtlichen Schutz, der ökonomischen Sicherung und der persönlichen Förderung der Bevölkerung bzw. bestimmter Bevölkerungsgruppen dienen solle. Der Sozialstaat sei vielmehr die institutionelle Verwirklichung einer politischen Idee, die im Horizont des Zweiten Weltkriegs Gestalt angenommen und durch die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte im Rahmen der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ der Vereinten Nationen eine transnationale Legitimation erhalten habe. Er untersuchte die Fragen, inwiefern und unter welchen Bedingungen die Verwirklichung des sozialstaatlichen Leitbilds vorteilhaft sei, worin die Funktionalität des Sozialstaats bestehe, welches seine normativen Voraussetzungen seien sowie worin spezifische Risiken der sozialstaatlichen Vergesellschaftungsform unter Bedingungen der Demokratie seien.
Eine der Fragen aus dem Publikum war, ob eine Schuldenobergrenze für die AHV und die IV sinnvoll wäre, um eine überbordende Verschuldung zu verhindern? Wie der Referent darüber denkt, erfahren Sie im Video.

Franz-Xaver Kaufmann

Franz-Xaver Kaufmann (*1932) studierte Jura an der Universität Zürich und Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule St. Gallen.

1957/58 studierte er bei Raymond Aron und Georges Gurvitch in Paris Soziologie.
1960 promovierte er bei den Nationalökonomen Walter Adolf Jöhr und Emil Küng in St. Gallen. Nach praktischer Tätigkeit in der Personalabteilung eines schweizerischen Chemiekonzerns arbeitete er an der Sozialforschungsstelle an der Universität Münster in Dortmund bei Helmut Schelsky und habilitierte sich gleichzeitig an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster (1968). Er gehörte zu den Mitgründern der Fakultät für Soziologie an der Universität Bielefeld und wirkte dort von 1969 bis zu seiner Emeritierung (1997) als Professor für Sozialpolitik und Soziologie.
Von 1979 bis 1983 war er Direktor am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld, von 1980 bis 1992 am von ihm ebenda gegründeten Institut für Bevölkerungsforschung und Sozialpolitik.

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