Eröffnung der Konferenz 2015



Mittwoch, 14. Oktober 2015 | 10:15 Uhr

Referent

Hans Groth

Organisation

Präsident Academia Engelberg

Abstract

Die Finanzkrise und ihre Folgen, der zunehmende Diskurs über die Zukunftsfähigkeit von Kapitalismus und Marktwirtschaft sowie die Herausforderung Wohlfahrt und Wohlstand auch für alternde und schrumpfende Gesellschaften sicherzustellen, zwingen uns, unsere Wirtschaftssysteme auf ihre Zukunftsfähigkeit hin zu hinterfragen. Und genau dies wollen wir mit Ihnen gemeinsam tun.

Zukunft und Zukunftsfähigkeit

Die Zukunft ist die Zeit, die der Gegenwart folgt. Es geht also um morgen, übermorgen und überübermorgen. Aussagen über die Zukunft gehen immer vom gegenwärtigen Standpunkt aus – das sollten wir nie vergessen! Aber wissen wir wirklich immer, ob dieser Standpunkt auch der Richtige ist?  Von diesem gegenwärtigen oder heutigen Standpunkt aus sind drei Ansätze für die Zukunft möglich:

  • pragmatische Zukunfts-Perspektiven
  • erfahrungswissenschaftliche Extrapolationen in die Zukunft
  • Imaginationen, d.h. utopische Entwürfe der zukünftigen Realitäten

 

Welchen Ansatz man immer auch wählt:

  • Zukunft fängt mit dem Standpunkt an!
  • Zukunft ist nur zukunftsfähig wenn sie über ihren ganzen Projektionszyklus nachhaltig ist!

 

Doch was heisst nachhaltig? Ich möchte dies noch einmal für Sie definieren – als wichtige Grundlage für diese Tagung. Letztlich kommt dieser Begriff vom der ehemaligen norwegischen Präsidentin Brundtland. 1987 hat sie für die UNO einen Bericht über die nachhaltige Entwicklung unserer Welt präsidiert. Und in diesem Bericht steht: Dauerhafte Entwicklung ist die Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.

Wirtschaftssysteme

  • Wirtschaftssysteme umfassen die wirtschaftlichen Elemente und ihre Akteure – vor allem private und öffentliche Haushalte sowie Unternehmen, und deren Verfügungsgewalt über Produktions- und Verbrauchsmittel.
  • Hinzu kommen die wirtschaftlichen Beziehungen, d.h. die Produktions-, Distributions- und Konsumprozesse in und zwischen den Wirtschaftseinheiten.
  • Schliesslich ist die aus dem Zusammenwirken der Akteure entstehende wirtschaftliche Ordnung Bestandteil eines Wirtschaftssystems.
  • Wirtschaftssysteme werden massgeblich durch Interdependenzen mit anderen sozialen Teilsystemen geprägt – vor allem mit politischen, sozialen und rechtlichen aber auch ökologischen Systemen.
  • Genau diese Zusammenhänge wollen wir dieses Jahr in Engelberg mit Ihnen diskutieren und zwar im Hinblick auf ihre Zukunftsfähigkeit.
  • Wirtschaftssysteme sind also weit mehr als Systeme zur Versorgung der Menschen mit Gütern und Dienstleistungen. Sie durchdringen die Lebenswelt der Menschen und prägen ihre Zukunftschancen – im privaten wie im beruflichen Leben. Zukunftsfähige Wirtschaftssysteme zeichnen sich dadurch aus, dass sie den grossen, globalen Herausforderungen der Zukunft: Klimawandel, Ressourcenendlichkeit, demografischer Wandel und zunehmende globale Ungleichheit gewachsen sind.
  • Zukunftsfähige Wirtschaftssysteme müssen deshalb inklusiv und nicht exklusiv sein. Sie dürfen die Interessen der heute lebenden Menschen nicht gegen diejenigen zukünftiger Generationen ausspielen.
  • Ein zukunftsfähiges Wirtschaftssystem muss nicht zuletzt auch den durch den demografischen Wandel sich verändernden Bedürfnissen der Menschen gerecht werden.

 

Zur «Rolle der Jugend»

Die heutige Jugend wird diejenige sein, die letztlich bestimmen wird wie unser zukünftiges Wirtschaftsleben aussehen wird, bzw. sich gestaltet. Daher ist es wichtig, dass diese Generation heute schon involviert ist und eine hörbare Stimme bekommt. Einige der rund 30 jungen Wissenschaftler – 12 Studenten, um genau zu sein – haben sich Anfang Juli 2015 in unserer traditionellen Summer School unter Leitung von Professor David Stadelmann im Schulungszentrum der Firma SIGA in Ruswil gezielt auf diese Tagung vorbereitet. Auf Ihre Ausführungen am Donnerstagvormittag bin ich ganz besonders gespannt.

 

Meine Damen und Herren, ich wünsche Ihnen bis Freitagmittag einen spannenden Aufenthalt in Engelberg mit vielen unerwarteten Anregungen und vielen neuen aber natürlich auch alten Kontakten.

Ich erkläre unsere 14. Wissenschaftskonferenz für eröffnet!

Hans Groth

Dr. med. Hans Groth, MBA, ist seit dem 1.1.2013 Präsident des Stiftungsrats der Academia Engelberg. Zudem ist er Verwaltungsrat-Präsident des mit der Universität St. Gallen (HSG) assoziierten WDA Forum (World Demographic & Ageing Forum) sowie VR Mitglied der RehaClinic Bad Zurzach AG.

Nach seinem Medizinstudium und Ausbildung zum Internisten war er 24 Jahre bei Pfizer Inc. tätig. Er verfügt über umfassende Erfahrungen in über 30 Gesundheitsmärkten in Europa inklusive Osteuropa sowie USA und Kanada.

Seine Verantwortlichkeiten betrafen klinische Forschung, Arzneimittelzulassung, Marketing & Vertrieb sowie Gesundheitspolitik und Interaktionen mit Regierungsbehörden, zum Beispiel für die Preispolitik patentfreier und patentgeschützter Medikamente. 2003 führte er als erster „Pfizer Global Health Fellow“ im Auftrag von UNAIDS in Zentralasien und Sibirien eine HIV/AIDS/Tbc-Fallstudie zur Quantifizierung des Bedrohungspotentials durch. Für sein fortlaufendes Engagement von Public-Health-Infrastruktur-Projekten in Südostsibirien und Kirgistan erhielt er 2008 den „Pfizer Global Health Fellow Award“.

Seit mehr als 10 Jahren beschäftigt sich Hans Groth mit dem Wechselspiel von „globalem demographischen Wandel, volkswirtschaftlicher Entwicklung, Wohlstandssicherung und gesellschaftlicher Stabilität“ und ist Mitherausgeber folgender Bücher: „Europe’s Demographic Challenge – Unlocking the Value of Health“, Thieme Verlag 2007 und „Population Dynamics in Musli Countries – Assembling the Jigsaw“, Springer Verlag 2012. Seine explizite Thematisierung der Werte Bildung und Gesundheit erweitern gängige Theorien der volkswirtschaftlichen Entwicklung und Produktivität und eröffnen damit neue Wege mit den absehbaren demographischen Veränderungen umzugehen. Seit 2009 ist Dr. Groth Gastdozent an der Universität St. Gallen zum Thema “Megatrend Demographie“ sowie gewähltes Mitglied des “Global Agenda Council on Global Population Growth” des World Economic Forum (WEF). Weiterhin ist er Mitbegründer der Hittisauer Gespräche, einem interdisziplinären, unabhängigen Think Tank zu Fragestellungen des „Gesundheitssystem Schweiz“.

Hans Groth ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Er ist schweizerisch-deutscher Doppelbürger.

Donatoren und Partner

Der ETH-Rat ist verantwortlich für die strategische Führung des ETH-Bereichs und übernimmt die Aufsicht über dessen Institutionen. Die enge Partnerschaft zum ETH-Rat seit dem Jahr 2000 trägt zu einem erfolgreichen Fortbestehen der Stiftung Academia Engelberg bei.

Die Helvetia ist eine qualitätsorientierte Allbranchenversicherung mit über 150 Jahren Erfahrung. Die Stiftung Academia Engelberg ist überzeugt, durch die Partnerschaft ab 2015 wichtige Synergien nutzen zu können.

Das Benediktinerkloster Engelberg prägt die Geschichte des wunderschönen Bergtales seit seiner Gründung im Jahr 1120.

Die heutigen Tätigkeiten der Mönche erwuchsen weitgehend den Bedürfnissen des Ortes. Bildungsarbeit an der Stiftsschule, Seelsorge in der Pfarrei, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe, Kultur- und Landschaftspflege sind Bereiche, in denen sich die Mönche sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klosters engagieren.

Die Stiftung fördert die Erforschung der verbindenden humanen Grundlagen der Wissenschaften. Die Stiftung Academia Engelberg und die Stiftung Humanwissenschaftliche Grundlagenforschung haben für die Jahre 2023 bis 2024 eine Zusammenarbeit vereinbart.

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